Freitag, 28. August 2015

Tjaden tappt (XXXXIII)

Der Hacker und das Facebook

Brüste wie zwei Roggenbrote, zu dem Foto das Bekenntnis, dass sie auch gern in Pornofilmen mitspielt. Das soll jemand auf meinen Facebook-Seiten gepostet haben, teilt mir ein Anrufer aus Düsseldorf gegen 18 Uhr mit.

Stimmt, stelle ich fest. Die Brüste wie Roggenbrote sind auch mein Profilbild geworden. Alle Facebook-Freunde haben dieses Bild und den Text bekommen. Die Aufregung ist groß. Das kann doch niemals von Heinz-Peter Tjaden stammen. Ich beantworte Dutzende persönliche Nachrichten, lösche Profilbild und Text der Porno-Tante. Dann sperrt Facebook meine Seiten, schickt mir eine entsprechende Mitteilung und bittet um eine Stellungnahme. Weitere Anrufe von Facebook-Freunden, Fragen nach dem Hacker.

Anschließend ärgere ich mich über eine Talkshow mit Maybrit Illner, diskutiert wird wieder über Flüchtlinge, nicht mit ihnen. Eltern mit Kindern, die Angst vor Neonazis haben, an einem Tisch mit angeblich "besorgten Bürgern" - das wäre doch viel spannender - möglicherweise sogar für so manchen Hohlschädel, der sich in einen Supermarkt stellt und sich darüber beklagt, dass "jeder Flüchtling ein Handy hat".

Der Hacker, der meine Seiten vorübergehend lahmgelegt hat, könnte natürlich auch ein Nazi sein, der sich an meinen täglichen Stellungnahmen gegen Ausländerfeindlichkeit stört - das wäre dann jemand mit 20 Kilogramm zuviel auf den Rippen und fünf Kilogramm zu wenig im Kopf. Das einzige Wort, das der schreiben könnte, wäre "Hass" - ob es auch noch für Pornofilme reichen würde, weiß ich nicht. Dieser Hacker müsste also Rechtschreibhilfe in Anspruch genommen haben.

Heute Morgen hat Facebook meine Seiten wieder freigegeben - mit neuem Passwort und weiteren Sicherungen.

Mittwoch, 26. August 2015

Tjaden tappt (XXXXII)

Die Verkehrskontrolle

Zwei bei Aldi gekaufte Bierflaschen, verstaut im Fahrradkorb, können Folgen haben. Deswegen ist mir heute gegen 15.30 Uhr in Burgdorf ein Streifenwagen gefolgt. Kurz vor dem Ende des Marris Mühlenweges war auch meine Radtour erst einmal zu Ende. Eine Polizistin hatte das Seitenfenster heruntergefahren und rief mir zu: "Allgemeine Verkehrskontrolle!" 

Ich stieg ab. Der Streifenwagen hielt an, ihn verließen zwei Polizistinnen (um die 25) und ein junger Mann (vielleicht 18), der wohl als Praktikant den Polizeialltag kennenlernen sollte. "Bleiben Sie bitte stehen", sagte eine der beiden Polizistinnen (ohne Brille). "Ich stehe schon", antwortete ich. Dann standen sie bei mir, eine Polizistin ohne Brille rechts, eine Polizistin mit Brille links, der junge Mann vor mir.

"Haben Sie heute schon etwas Alkoholisches getrunken?", wollte die Polizistin ohne Brille wissen. "Nein", antwortete ich. "Sie wollen heute aber noch etwas Alkoholisches trinken?" Diese Frage verstand ich nicht sofort. "Ich habe die Bierflaschen in Ihrem Fahrradkorb gesehen." Nun verstand ich. "Ja, heute Abend ist Fußball." Die Polizistin mit Brille hatte Verständnis: "Macht ohne Bier auch keinen Spaß."

Gefragt worden war ich da schon, ob mein Fahrrad auch mein Fahrrad ist und ob ich meinen Personalausweis dabei habe. Mein Fahrrad war mein Fahrrad, meinen Personalausweis durfte die Polizistin ohne Brille sehen. Dem vermeintlichen Praktikanten war inzwischen eingefallen, wer heute Abend spielt: "Leverkusen in der Champions League." Geklärt werden musste meines Erachtens nur noch, warum ich wegen eines Spiels zwei Bierflaschen gekauft hatte. Als Lösung schlug ich vor: "Heute spielt Leverkusen, morgen Dortmund."

So endete die allgemeine Verkehrskontrolle zu aller Zufriedenheit, wir wünschten uns noch gegenseitig einen schönen Tag einschließlich Abend, und ich bewunderte die Polizistin ohne Brille insgeheim für ihre Fähigkeit, während einer Autofahrt zwei Bierflaschen in einem Fahrradkorb zu bemerken und daraus Schlüsse zu ziehen, die aber nicht immer stimmen müssen.

Durchaus stimmig war jedoch die Gesprächsführung der Polizistin ohne Brille und könnte durchaus Vorbild sein für ein Gesellschaftsspiel "Allgemeine Verkehrskontrolle!"

Mögliche Spielsituationen: Im Fahrradkorb liegen zwei Präservative. Mögliche Eingangsfrage: "Haben Sie heute schon mit einer Frau geschlafen?"

Im Fahrradkorb liegen zwei Pistolen. Mögliche Eingangsfrage: "Haben Sie heute schon jemanden erschossen?"

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Dienstag, 25. August 2015

Tjaden tappt (XXXXI)

I buy in Castlevillage

Die Buchhändlerin schaut mich ratlos an. Eine Broschüre mit dem Titel "I buy in Castlevillage" kenne sie nicht. Was soll denn drinstehen?, hätte sie gern von mir gewusst, und ich habe es ihr indoor so gut wie möglich erklärt: Die wichtigsten Übersetzungen für die Reklametafeln vor den Geschäften und für alles, was in den Schaufenstern an Puppen baumelt oder neben den Produkten liegt. Vorbeigekommen sei ich bereits an mindestens drei Mal "Sale", an mehreren Outdoor-Shirts, an einem Indoortable, nicht mehr weit sein könne es bis zu Showrooms von Carhouses und dem Paper- und Copyshop von Treegarden, zumal mein Indoor- and Outdoordog Mike heute besonders gut in motion sei wie nächstes Jahr ganz Castlevillage, da 2016 "Castlevillage in motion" Themenjahr sei, und zwar - ich traue mich kaum, diese Wörter auszusprechen, weil ich nicht sicher bin, ob mich die Buchhändlerin dann noch versteht - drinnen und draußen. Da müsse es doch eine Broschüre mit dem Titel "I buy in Castlevillage" geben. Gibt es aber nicht, sagt die Buchhändlerin.

Schon sind mein Hund und ich wieder outdoor, Bekannte grüße ich mit einem freundlichen "How do you do?", auf der Braunschweiger Straße kommt mir der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins entgegen, Karl-Ludwig Schrader scheint noch nicht up to date zu sein und fragt mich: "Na, Peter, wo willst du denn hin?" Ich falle nur ungern auf seinen Trick, mich mit Deutsch überrumpeln zu wollen, herein: "Kaffee trinken."

Bei einem "Coffee to go" stehe ich an der Aue und sehe gar nicht ein, warum ich dieses Gebräu zum Weglaufen finden soll...Da schießt mir eine Frage durch den Kopf: Ist das, was ich hier mache, schon ein Event?